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Unsere Schule

Die Schule von Otterwisch ist nicht zu übersehen. Das Doppelgebäude thront auf dem Sommerberg, gleichsam als Spiegelbild unserer Zeit in mancherlei Hinsicht.
Der etwas düstere, hochaufragende Altbau aus den zwanziger Jahren und westwärts der helle Neubau aus unserer Zeit. 

Wie lange hatten die Otterwischer um diesen Neubau gekämpft, damit ihre Kinder unter ordentlichen räumlichen Verhältnissen ihre Schulzeit verbringen können!
Sogar vor den noch aus DDR-Zeiten stammenden Kreistag sind sie am 20. Februar 1990 gezogen, um für die neue Schule zu demonstrieren, nachdem sie seit Mitte der achtziger Jahre von einem Jahr zum anderen vertröstet wurden. In einer Beratung im Mai 1985 wurde der Bau zugesagt und eine Fertigstellung für 1988 in Aussicht gestellt. 

Daraus wurde nichts, weil immer wieder „Baukapazitäten" (Arbeitskräfte und Material) fehlten. Im Frühjahr 1990 konnte dann endlich mit dem Bau begonnen werden.
Die Bau-Holz GmbH (damals noch ZBO) Otterwisch übernahm diesen Auftrag und am 26. Juni 1990 konnte der Grundstein gelegt werden.
Aufgrund der neuen wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten konnten 8 moderne Unterrichtsräume, ein Werkraum, Küche und Speisesaal gebaut und am 2. Oktober 1991 in feierlicher Form übergeben werden.
Aber leider konnten die Otterwischer Schüler die Schule gar nicht richtig in Besitz nehmen. Denn aufgrund der Umstrukturierung des sächsischen Schulwesens bekam Otterwisch nur eine Grundschule genehmigt. Ironie des Schicksals: nun, wo die neue Schule da ist, fehlen die Kinder. 

Jetzt hat Otterwisch, wie vor 100 Jahren, wieder eine „vierklassige einfache Volksschule", so festgeschrieben im Paragraph 14 der „Localschulordnung zu Otterwisch" aus dem Jahre 1877. 

Darin legte der Schulvorstand, der aus Mitgliedern der Gemeindevertretung, dem ersten Lehrer, dem Pfarrer und dem Besitzer des Rittergutes bestand, u. a. die Höhe des Schulgeldes (monatlich 40 Pf. für die Grundschüler und 60 Pf. für die Fortbildungsschüler) und die Dauer und den Zeitpunkt der Ferien fest. 

So heißt es im Paragraph 18: „Die Hundstags- und Michaelisferien (Sommer- und Herbstferien, d. Verf.) werden mit 14 Tagen auf die Zeit der Getreideernte und mit 14 Tagen auf die Zeit der Kartoffelernte verlegt. Mit Rücksicht hierauf wird Anfang und Ende derselben jährlich vom Schulvorstande bestimmt". Zum Schulfest und Kirchweihfest gab es je einen Tag frei, aber zu den Jahrmärkten in „Laußigk" und Grimma nur einen halben Tag.

Interessant sind einige Nachträge zur Schulordnung, die ziemlich stark in das Privatleben der Schüler eingriffen.So wird 1879 „der Besuch von Tanzstätten" für die Fortbildungsschüler verboten. Wer sich nicht daran hält, dem droht eine Geldstrafe von l bis 3 Mark. Und 1914 wird es den Schülern untersagt „Zusammenkünfte, Sitzungen, Übungsstunden oder sonstige Veranstaltungen von Vereinen oder Gesellschaften zu besuchen. Zuwiderhandlungen bestraft die königliche Amtshauptmannschaft mit Geld bis zu 150 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen".
Nützlich auch für unsere Zeit wäre sicherlich eine Verordnung aus dem Jahr 1916, aber ob da unsere „Schulhaftanstalten" ausreichen würden, ist sehr fraglich: „Das Rauchen ist den Schülern verboten. Zuwiderhandlungen werden mit Schulhaft bis zu 12 Stunden bestraft". 

Doch zurück zur jetzigen vierklassigen Grundschule. Das neue Schulgebäude ist der vierte Schulbau in Otterwisch.
Die erste Schule wurde 1701 durch die Herren von Metzsch gebaut (heute Hauptstr. l). Unterrichtet wurde in unserem Ort aber schon seit 1557. Die Kirche war zu jener Zeit und bis zum Volksschulgesetz von 1873 Träger der Volksschulen. Der erste Kirchschullehrer in Otterwisch war Johann Hanemann, der dieses Amt von 1579 bis 1617 innehatte.
Ein weiterer Schulbau erfolgte 1875 (Rathaus). 1925/26 wurde durch die Gemeinde Otterwisch, Großbuch und Stockheim die Schule auf dem Sommerberg gebaut. 

In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg erwies sich auch dieses Gebäude als zu klein, so daß zu verschiedenen Zeiten Klassen im Schloß unterrichtet wurden.
Durch die vielen Flüchtlingskinder besuchten Ende der vierziger, Anfang der fünfziger Jahre über 320 Schüler die Otterwischer Schule, wobei in der stärksten Klasse 57 Kinder waren.
Die Zahlen normalisierten sich im Laufe der Jahre und betrugen Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre um 200.
1967 wurde die Schule durch einen Anbau erweitert. Anstelle der ehemaligen Trockentoiletten wurden moderne WC und darüber ein Fachunterrichtsraum für Chemie, Physik und Biologie errichtet. Das war eine große Errungenschaft, aber da im Laufe der nächsten Jahre keine weiteren Klassenzimmer gebaut wurden, standen wir zu Beginn der achtziger Jahre vor dem Problem, zu den letzten, nicht 10-klassigen Schulen des Kreises zu gehören.
Diese Tatsache und der schlechte Zustand der Räume, die im Schloß für den Unterricht genutzt wurden (einschließlich der Turnhalle), sowie die notwendig gewordene Verlagerung des Werkraumes aus der Stellmacherei in die Schule, ließen den Ruf nach einer Erweiterung der Schule immer lauter werden. So entstand, wie schon geschildert, der vierte Otterwischer Schulbau.